Prototypisch für die Branche: Risikoabschätzung im Bereich Automotive unabdingbar
Als weltweit aktiver Entwickler von Komponenten und anspruchsvollen technischen Bauteilen für die Automobilindustrie, Luftfahrt und den öffentlichen Personennahverkehr ist OKE Automotive auf ein lückenloses Qualitätsmanagement samt Risikoabschätzung angewiesen. Eine Hauptabweichung im Zertifizierungsaudit stellte das Unternehmen jünst vor dringliche Herausforderungen. Zusammen mit DIETZ Consultants fasste sich OKE das Ziel, die Abweichung systematisch abzustellen. Hierfür wurde eine komplexe Failure Mode and Effects Analysis (FMEA)-Methodenbeschreibung nach dem neuen, seit 2019 geltenden weltweit einheitlichem Standard VDA & AIAG zu erarbeitet, um damit mögliche Fehlerquellen systematisch aufzudecken. „Das Projekt ist mit seinem Ergebnis durchaus prototypisch für die Branche“, erklärt FMEA-Moderator Winfried Dietz. Im Rahmen seines Coachings setzte er an vielen Stellen des Prozesses auf den Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe als wichtigen Schritt zur Lösung.
Übrigens: Auch die QZ Fachzeitschrift für Qualitätsmanagement berichtete in Heft 05/2020 über diese FMEA-Erfolgsgeschichte von Dietz Consultants und OKE.
Im Stammsitz im nordrhein-westfälischen Hörstel konstruiert und baut OKE unter anderem Kunststoffprofile als Befestigungslösung von Sitzbezügen an Metallstrukturen produziert. „In der späteren Serienfertigung können Fehlproduktionen dabei schnell große Auswirkungen haben“, erklärt Henrike Brüning, Qualitätsmanagementbeauftragte bei OKE Automotive. „Eine gründliche Risikoabschätzung samt FMEA ist daher in der Automobilbranche einfach unabdingbar.“ Und die Bedeutung nimmt durchaus zu, wo doch in den kommenden Jahren Megathemen wir Künstliche Intelligenz und Elektromobilität die Automobilhersteller und Zulieferer weltweit vor neue spannende Herausforderungen stellt.
Bereits beim FMEA Forum 2019 hatten wir mit Henrike Brünink über die gute Zusamenarbeit von OKE und DIETZ Consultants gesprochen. Das Interview passend zu dieser Success Story ist im YouTube-Kanal von DIETZ Consultants zu sehen.
Aber zunächst einmal galt es für OKE Automotive, eine aktuelle Hürde zu nehmen und eine Hauptabweichung im Zertifizierungsaudit systematisch abzustellen. Dafür entwickelte das Unternehmen zusammen mit DIETZ Consultants eine passgenaue FMEA-Methodenbeschreibung für seine Prozesse. „Für uns war die Arbeit eine spannende Aufgabe und gleichzeitig Herzensangelegenheit“, so Winfried Dietz, Geschäftsführer von DIETZ Consultants. Dietz arbeitet als Experte für Failure Mode and Effects Analysis (FMEA) und Risikomanagement seit Jahren mit OKE zusammen und kennt das wachsende Unternehmen aus seiner Heimatregion sehr gut.
Vom ersten Workshop in die FMEA-Arbeitsphase
Den Grundstein für die Zusammenarbeit von OKE und DIETZ Consultants legte Winfried Dietz mit einem internen Workshop zum Thema FMEA und Risikomanagement am OKE-Unternehmensstandort bereits im Jahr 2014. „Der erste Kontakt ist damals über einen gemeinsamen Partner aus der Entwicklung von FMEA-Tools und intelligenten Softwarelösungen entstanden“, erinnert er sich. Ein großer Automobilzulieferer aus ihrer Region sei auf der dringenden Suche nach einem FMEA-Experten im Bereich Automotive, hieß es in einer ersten Anfrage um Unterstützung. Relativ kurzfristig habe er sich dann bei OKE gemeldet und schon bald folgte ein erstes Treffen. Inzwischen arbeiten beide Unternehmen bei der Entwicklung und Schulung im Bereich FMEA seit mehr als fünf Jahre erfolgreich zusammen. So auch wieder beim jetzigen Vorhaben.
„Ausgangspunkt für den Start des aktuellsten Projekts war eine Hauptabweichung im Zertifizierungsaudit, die im schlimmsten Fall dazu hätte führen können, dass unser Zertifikat nicht ausgestellt worden wäre“, erklärt Jonas Frixen, FMEA-Beauftragter bei OKE Automotive. Um die Lieferfähigkeit zu sichern, die Prozesse zu optimieren und die Abweichung nachhaltig vermeiden zu können, entschied sich das OKE-Team mit DIETZ Consultants in die gemeinsame Arbeitsphase einzutreten. Die fachliche Unterstützung bei der Weiterentwicklung der zertifizierungsfähigen QM-Systeme für den Automobilbereich mit internen Audits und Prozessbeschreibungen war dabei ein besonderer Auftrag. Alle Beteiligten arbeiteten unter großem Zeitdruck, da neue Standorte in den Zertifizierungsprozess integriert werden mussten. Viele der beteiligten Fachkräfte aus allen Unternehmensbereichen erarbeiteten den FMEA-Prozess parallel zum ohnehin stark ausgelasteten Arbeitsalltag in einem schnell wachsenden Unternehmen. In diesem Umfeld wählte Dietz ganz gezielt den Ansatz der Beratung mit einem starken Coaching-Anteil und gezielter Anleitung durch Hilfe zur Selbsthilfe.
Gemeinsam mit OKE strukturelle Arbeit im Unternehmen geleistet
Zunächst waren die Verantwortlichkeiten und Strukturen rund um das Thema FMEA noch nicht im ausreichenden Maß vorhanden. „Gemeinsam mit OKE haben wir deshalb auch strukturelle Arbeit im Unternehmen geleistet, denn der Nutzen einer FMEA nach der Implementierung bleibt nur dann nachhaltig bestehen, wenn diese stetig überprüft und gegebenenfalls weiterentwickelt wird“, erklärt Dietz. Neben dem Aufbau klarer, wirkungsvoller FMEA-Strukturen war die größte Herausforderung, eine FMEA zu entwickeln, die den Zertifizierungsvorgaben entspricht. Wichtig war zudem, diese entsprechend der Vorgaben in der weltweit einheitlichen Methodenbeschreibung nach AIAG/VDA Handbuch zu entwickeln und gleichzeitig interne Schnittstellen zu schaffen. „Intensiv haben wir in einem Zeitraum von sechs Monaten zusammengearbeitet und während dieser Zeit die FMEA-Struktur erstellt“, erläutert Frixen. „Im Anschluss hat uns DIETZ Consultants regelmäßig durch Lehrgänge, Telefonate und per E-Mail unterstützt, um die gewonnen Erkenntnisse zu verstetigen und nachhaltig anwenden zu können.“ Es entstand ein lebendiger FMEA-Prozess, an dem neben Winfried Dietz und seinem Team OKE-Mitarbeiter aus nahezu allen Unternehmensbereichen von der Entwicklung über die Planung, Produktion bis zur Geschäftsleitung beteiligt waren.
FMEA in einem funktionierenden interdisziplinären Team entwickelt
„Das war uns besonders wichtig, denn eine FMEA sollte grundsätzlich in einem interdisziplinären Team entwickelt werden und somit die Erkenntnisse aller beteiligten Bereiche des Unternehmens berücksichtigen“, weiß Dietz, der in diesem Zusammenhang auch die OKE-Unternehmenskultur hervorhebt. Es herrschte hierarchieübergreifend ein sehr angenehmes und faires Miteinander, das sich auch in der engen Zusammenarbeit während des gesamten FMEA-Prozesses widerspiegelte. Insgesamt wurden 15 Mitarbeiter mit einem intensiven Methodentraining samt Workshops ausgebildet. Neben der Schulung eines Moderators brachten Kollegen als Fachexperten das Wissen um die einzelnen Prozesse aus verschiedenen Abteilungen in den Prozess ein. Parallel dazu schuf das Unternehmen die Stelle eines FMEA-Verantwortlichen. Neben dem durch Dietz vermittelten FMEA-Basiswissen wurden über die Zeit auch Moderationstechniken, die Reifegradbewertung und viele weitere Details in der Arbeit mit FMEAs gezeigt. Die wiederholte Teilnahme am internationalen FMEA Forum komplettierte die umfassenden FMEA-Schulungsmaßnahmen. „Ich habe OKE als ein Unternehmen mit einer starken Unternehmenskultur und einer ausgeprägten Fokussierung auf Teamwork kennengelernt“, betont FMEA-Experte Dietz. Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeiten unterschiedliche sportliche Möglichkeiten und sogar eine eigene Kita – alles Dinge, die zu Zufriedenheit und Engagement der Mitarbeiter beitragen. „Das hat sich nicht nur in den Gesprächen in den Pausen, sondern eben auch in der Zusammenarbeit gezeigt!“
Vom Durchbruch zur etablierten FMEA-Struktur
„Der Moment, in dem wir gewusst haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind, war die erfolgreiche Rezertifizierung, für die wir sogar ein besonderes Lob des Auditors erhalten haben“, freut sich Frixen. „Die Umsetzung der FMEA war darüber hinaus auch unter Zeitdruck außerordentlich effizient und effektiv.“ Mittlerweile ist die FMEA-Struktur etabliert und wird im ganzen Unternehmen genutzt. Auch die Abstimmung auf die konkreten Vorgaben der VDA/AIAG-Harmonisierung funktioniert bestens und bietet, was die weltweile Übertragbarkeit angeht, elementare Vorteile: „Die von den deutschen und US-amerikanischen Branchenverbänden VDA und AIAG gemeinsam entwickelte einheitliche FMEA-Richtlinie ist insbesondere für eine weltweit aktive Unternehmensgruppe wie die OKE Group sehr nützlich“, erklärt Dietz. Für die neu geschaffene Prozess-FMEA ergaben sich die Strukturen aus der Arbeitsfolge technologiebezogen für die jeweiligen Prozessschritten zur Produktherstellung. Für die Design-FMEA hingegen folgt die Struktur der Systemdefinition und den Systemgrenzen des analysierte Produktes.
OKE Automotive will in Zukunft ein ganzheitliches „Lesson-Learned-System“ aufbauen, in welches die FMEA eingebunden wird. „Außerdem streben wir an, die Auswirkungsanalyse konzernweit bereitzustellen. Der Stand der Technik ändert sich stetig, sodass sich auch FMEA andauernd weiterentwickeln muss“, kündigt Qualitätsmanagementbeauftragte Henrike Brüning an. Klar ist, dass derartige Prozesse auch ein Umdenken bei den Mitarbeitern erfordern. Zum einen wegen der guten und systematischen Vorgehensweise, zum anderen in diesem Fall auch durch den Druck, den die notwendige Zertifizierung mit sich brachte, war die Akzeptanz bei OKE von Anfang an hoch.
Stetige Weiterentwicklung und Anpassung der FMEA
Eine Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse oder kurz Auswirkungsanalyse ist nicht zwingend ein Projekt, das einen finalen Abschluss findet. Schließlich kann eine Änderung im Produktionsprozess, neue Erkenntnisse oder neue Entwicklungen technischer oder konzeptioneller Natur stets dazu führen, dass die zu Beginn maßgeschneiderte FMEA plötzlich an der einen oder anderen Stelle an die neuen Anforderungen angepasst und entsprechend neuester Erkenntnisse weiterentwickelt werden muss. „Wenn man den Weg betrachtet, den wir beim Aufbau der FMEA-Kompetenz bei uns im Unternehmen gemeinsam mit DIETZ Consultants gegangen sind, ist das wirklich beeindruckend“, beschreibt Brüning die Zusammenarbeit. „Die Schulung von Verantwortlichen innerhalb des Unternehmens war sehr wichtig, um die FMEA pflegen zu können. Zudem ist nur so eine gruppenweite Nutzung möglich.“ Mit der aufgebauten Kompetenz will OKE nun kontinuierlich an der Weiterentwicklung und Anpassung der FMEA arbeiten. „Insbesondere der Zugriff auf das umfangreiche Know-how und das ein weltweites Experten-Netzwerk ist für uns sehr hilfreich.“